Sonntag, 31. Mai 2009

Erodierende Ziele

"Ein Spezialfall der Problemverschiebung, der mit alarmierender Regelmäßigkeit wiederkehrt, sind erodierende Ziele. Immer wenn eine Lücke zwischen unseren Zielen und und unserer gegenwärtigen Situation klafft, entstehen zwei Formen von Druck: Der Druck, die Situation zu verbessern, und der Druck, die Ziele herunterzuschrauben." (Peter. M. Senge, "Die fünfte Disziplin", Klett Cotta 1990)

Auf 84 Seiten hat die Bundesagentur für Arbeit die Situation des Arbeits- und Ausbildungsmarktes im Mai 2009 beschrieben. Die Zusammenfassung auf Seite 6 beginnt mit einer Erfolgsmeldung: "Zum Arbeitsmarkt - Frühjahrsbelebung reduziert Arbeitslosigkeit - Kurzarbeit stabilisiert Beschäftigung"

Das ist die Meldung auf die der Monatsbericht weitestgehend reduziert wird, von fast allen Medien und den Politikern allemal.

Liest man den Bericht genauer - was zugegebenermaßen anstrengend und auch nicht immer gleich verständlich ist - so werden aus den "nur noch 3, 5 Millionen Arbeitslosen" plötzlich rund 5,8 Millionen. Wenn man nämlich all diejenigen mitrechnet, die sich in Qualifizierungsmaßnahmen befinden oder einen Ein-Euro-Job wahrnehmen.

Was lernen wir daraus?

Wenn nichts mehr geht, können wir immer noch unsere Ziele runterschrauben, die Ergebnisse schönen oder die Messlatte heimlich so verändern, dass auch kleine Erfolge riesig aussehen.

Im aktuellen Bericht hätte allerdings eine Fortschreibung des bisherigen Weglassens noch nicht für eine Erfolgsmeldung gereicht - na und? Dann werden halt schnell noch einige Maßnahmenteilnehmer aus der offiziellen Statistik rausgenommen - na bitte, es geht doch:

"Frühjahrsbelebung reduziert Arbeitslosigkeit"

Die Ruhe vor dem Sturm

Seit dem Jahr 2005 müssten immer mehr Rentner immer mehr Steuern zahlen. Ja, Sie haben richtig gelesen: Müssten! Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? Erste Stichproben im Februar dieses Jahres in NRW lassen Schlimmes befürchten.

Was ist passiert?
Die Behörden haben mit den Daten eines Jahrgangs das gemacht, was in 2010 mit allen Datensätzen geschehen soll: Einen Datenabgleich zwischen Rentenversicherung und Finanzamt. Und das betrifft dann alle Rentner.


Zurück nach NRW. Die Ergebnisse der Stichproben veranlassen den Chef der deutschen Steuergewerkschaft in NRW, Manfred Lehmann zu düsteren Prognosen für das gesamte Bundesgebiet: Die Steuergewerkschaft schätzt, dass bundesweit etwa 2 Millionen Rentner Steuern zahlen müssten - es bisher aber nicht tun. Eine weitere Million wird trotz bereits gezahlter Steuern wohl Nachzahlungen leisten müssen - die Steuererklärungen sind fehlerhaft ausgefüllt.

Aber 2010 wird nicht nur für viele Rentnerinnen und Rentner Überraschungen bereit halten. Der Datenabgleich und die Bearbeitung der ca. 3 Millionen zusätzlichen Steuerfälle muss ja von der gleichen Zahl von Mitarbeitern bewältigt werden wie bisher. Und das wird wohl Stau bedeuten, ohne Umleitungsempfehlung.

Wir dürfen alle gespannt sein, ob sich der Eindruck wieder einmal einstellt, dass säumige Steuerzahler relativ schnell die fällige Zahlungsaufforderung erhalten, während die fälligen Erstattungen auf sich warten lassen.


Außerdem frage ich mich doch ernsthaft, warum seit 2005 nichts passiert ist, der längst fällige Datenabgleich erst nach 2009, dem Superwahljahr vorgenommen wird. Angekündigt wurde er ja schon mehrfach - und immer wieder verschoben.

Alles nur Zufall? Ich persönlich glaube mittlerweile nur noch an die Zufälle, die ich selbst konstruiert habe ...

Samstag, 30. Mai 2009

Prokrastination - bitte was?

Kennen Sie auch Leute - oder gehören Sie selbst zu ihnen - die ihre Arbeit einfach nicht sofort erledigen können?

Leute, die keine Zeit haben, keine Lust haben, zuerst "WICHTIGERES" zu tun haben, noch auf den richtigen "Einstieg" warten, nicht wissen, wo man denn überhaupt anfangen soll, auch bewusst etwas liegen lassen (in der sich manchmal ja auch erfüllenden Hoffnung, dass es sich irgendwann von selbst erledigt) oder Arbeit auf den nächsten Tag verschieben, weil Sie heute ohnehin nicht damit fertig werden würden?

Nein, ich rede hier nicht von Politikern - obwohl der Verdacht nahe liegt - sondern von wahrscheinlich jedem FÜNFTEN unter uns, wenn die Forscher recht haben.

Joe Ferrari von der DePaul University in Chicago, einer der führenden Forscher auf dem Gebiet, geht jedenfalls von dieser Zahl aus und bezeichnet das Verhalten, wenn es denn nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel ist, als Krankheit, welche nur durch eine Therapie geheilt weren kann.

Das Kernproblem der "Aufschieber" seien Schwierigkeiten bei der Setzung von Prioritäten und ihr latentes Minderwertigkeitsgefühl, dass sie fälschlich Erfolg mit Selbstwertgefühl gleichsetzen lässt.

Also doch Politiker? - Na ja, bezieht man die fast zwanzig Prozent der von der Krankheit betroffenen Menschen auf die Zahl der 669 Bundestagsabgeordneten, dann gäbe es im Bundestag immerhin die stattliche Zahl von rund 134 "Aufschiebern".

Und das würde neben dem "taktischen Verhalten" bedingt durch die Sachzwänge (verursacht durch die permanenten Wahlen) eine weitere Erklärungsmöglichkeit für das ständige Aufschieben wichtiger Reformvorhaben bieten.

Auch das von vielen politischen Beobachtern häufig bemängelte Zaudern unserer Regierungschefin erschiene in einem völlig neuen Licht - oder?

Eigentlich hätte ich ja schon längst mit meinen Hunden raus gemusst, aber dieser Beitrag war mir gerade wichtiger ...

Dienstag, 26. Mai 2009

Kriminalität im Alter, Teil II

Mit den Statistiken und Zahlen ist es so eine Sache für sich. Neben des Zahlen, die in der ZDF-Pressemappe veröffentlicht wurden - leider mit unklaren Quellen - gibt es auch noch einen Beitrag in Hartisblog zum gleichen Thema, mit ähnlicher Tendenz - aber leider halt auch mit unklaren Quellen.

Allein das mir vom Statistischen Bundesamt zugesandte Material kann mit Sicherheit als Grundlage für mehrere wissenschaftlichen Abhandlungen und etliche Statistiken dienen.

Hier also mein Ergebnis:

Im Jahr 1996 gab es 112.203 wegen Diebstahl verurteilte Menschen, davon entfielen auf die Altersgruppe 60 Jahre und älter 3.672, das entspricht einen Anteil von 3,27 Prozent.

Zehn Jahr später, also 2006 gab es 135.664 wegen Diebstahl verurteilte Menschen, davon entfielen auf die Altersgruppe 60 Jahre und älter 7.562, das entspricht einem Anteil 5,57 Prozent.

Die Zahl der Gesamtverurteilten hat sich innerhalb der 10 Jahre also um 23.461 erhöht, das entspricht einem Zuwachs von 20,9 Prozent.

Im gleichen Zeitraum hat sich die Zahl der Verurteilten der Altersgruppe 60 Jahre und älter um 3890 erhöht, das entspricht einem Zuwachs von immerhin 105,9 Prozent.

Hier sind nur die Straftaten erfasst, die strafrechtlich verfolgt wurden und mit einer Verurteilung endeten.

(Andere Entscheidungen sind Freispruch, Einstellung des Strafverfahrens, Absehen von Strafe, Anordnen von Maßregeln der Besserung und Sicherung (selbständig oder neben Freispruch und Einstellung) sowie Überweisung an den Familien- oderVormundschaftsrichter.)

Die vom Statistischen Bundesamt verwendete Kategorie "Diebstahl und Unterschlagung" ist unterteilt in:
- Diebstahl

- Einbruchdiebstahl (einschl. Wohnungseinbruch)
- Unterschlagung

Die von mir verwendeten Zahlen beziehen sich ausschließlich auf die Unterkategorie "Diebstahl". Sie scheinen aber die in den anderen Veröffentlichungen beschriebenen Tendenzen zu belegen.

Montag, 25. Mai 2009

"Kriminalität im Alter"

"Entsprechend der demographischen Entwicklung wird es künftig auch mehr straffällige Senioren geben. In den letzten Jahren ist ein stetiger Anstieg der Kriminalität der über 60-Jährigen zu verzeichnen. 2004 zählte die Polizei fast 150.000 Tatverdächtige ab 60 Jahre. Die Senioren nehmen in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik des Jahres 2004 6,4 Prozent der gesamten Tatverdächtigen ein. In den letzten 10 Jahren die die Zahl der über 60-Jährigen delinquenten Senioren um fast 50 Prozent gestiegen. Die meisten von Seniorgen begangenen Straftaten sind Diebstähle. Die zunehmende Armut könnte immer mehr alte Menschen dazu zwingen, mittels Straftaten ihre Existenz zu sichern."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Nachtrag: Da mir die Quellen des ZDF für diese Zahlen nicht bekannt sind, habe ich heute mehrere, längere Telefonate mit dem Statistischen Bundesamt geführt. Ein fertige Statistik über Eigentumsdelikte von über 60-Jährigen gibt es nicht als Zeitreihe - warum eigentlich nicht? Ich werde vom Statistischen Bundesamt allerdings Zahlenrohmaterial erhalten, aus der sich eine Zeitreihe erstellen lässt. Dieses Material werde ich bearbeiten und die Zahlen hier demnächst nachreichen.

Sonntag, 24. Mai 2009

"Armut im Alter"

"Rentenexperte und Sozialforscher Professor Meinhard Miegel vom Bonner Institut für Wirtschaft und Gesellschaft geht davon aus, dass immer mehr Menschen in Deutschland von Armut betroffen sein werden. In einem "Frontal-21"-Bericht im März 2006 warnte er davor, dass der Kreis derer, die sehr geringe Rentenansprüche erworben haben, deutlich wachse.

Bereits heute lebe ungefähr eine Drittel der Rentner, also fast 7 Millionen, unter dem Sozialhilfeniveau. Besonders Langzeitarbeitslose und unstetig Beschäftigte würden Gefahr laufen, im Alter zu verarmen. Er befürchte sogar, dass in 25 Jahren jeder zweite Rentner nur noch eine Rente in Höhe von Hartz IV bekommen wird.

Alte Menschen sind stärker suizidgefährdet. Armin Schmidtke, Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Suizidprävention (DGS), bestätigt, dass jede zweite zweite Frau, die sich das Leben nimmt über 60 Jahre alt ist.

Das spiegelt seiner Meinung nach den Umgang der Gesellschaft mit alten Menschen wider. Statusverlust und Geldprobleme zählen zu den Ursachen. Depressionen im Alter werden oft nicht bemerkt."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Samstag, 23. Mai 2009

"Gesundheit für alle oder Zwei-Klassen-Medizin?"

"Die Zwei-Klassen-Medizin ist schon heute Realität. Auf der einen Seite stehen die Privatpatienten, denen auch neue Behandlungsmethoden bezahlt werden, auf der anderen Seite die Kassenpatienten, deren Behandlungen nur erstattet werden, wenn sie im gesetzlichen Leistungskatalog stehen.

Das Sozialgesetz legt fest, dass die Krankenkassen nur Leistungen bezahlen dürfen, die "hinreichend", "notwendig" und "wirtschaftlich" sind.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft in Deutschland zu einer Rationierung medizinischer Leistungen kommen wird, ist groß.

In England werden schon heute manche Operationen für ältere Patienten nicht mehr aus Mitteln des öffentlichen Gesundheitswesens bezahlt.

Ältere Patienten, die nicht privat bezahlen können, erhalten im britischen Gesundheitssystem keine Dialyse, keine Transplantation und keine Hüftprothese."

Quelle: ZDF-Pressemappe zur Doku-Fiction "2030 - Aufstand der Alten", vom 4. Dez. 2006, zusammengestellt von Birgit Schuler, ZDF Redaktion Zeitgeschehen

Freitag, 22. Mai 2009

"2030 - Aufstand der Alten"

... so lautete der Titel einer dreiteiligen Doku-Fiction des ZDF, die im Jahr 2007 ausgestrahlt wurde.

In der am 4. Dezember 2006 ZDF herausgegebenen Pressemitteilung wurde Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer (Fachberater des Projektes) zitiert:

"Das Forschungsinstitut Prognos AG hat jüngst alarmierende Zahlen vorgelegt: Im Jahr 2040 werden die Einkommen mit 42 Prozent Rentenabzügen belastet, wenn sich am Rentenversicherungssystem nichts ändert."

"Bei über 60jährigen werden keine Operationen mehr vorgenommen. Für Prothesen und Medikamente steht jedem Senior jährlich eine feste Summe zur Verfügung. Von den bescheidenen Renten kann kaum jemand privat eine Operation, ein Medikament oder ein Hörgerät bezahlen."

Zitate aus: Die Entfernung vom Wolfsrudel, Düsseldorf, 1990

"Das planerische Grundelement heißt Kürzung. auch wenn in der deutschen Gesellschaft Geld genug vorhanden sein ddürfte, um solche Kürzungen zu vermeiden: Der Verweis auf den globalisierten Arbeitsmarkt (Lohnnebenkosten) wird dafür sorgen, das die Kürzungen durchgesetzt werden. Er wird auch eine Privatisierung der Versorgung mit Renten und Gesundheit zur Folge haben, bei dem immer mehr alte und junge Menschen den Anschluss verlieren werden."

Zitat aus: Kampf der Generationen, München, 2004

Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen im Renten- und Gesundheitswesen wäre es gut, wenn das ZDF die Doku-Fiction noch einmal ausstrahlen würde. Ich habe sie damals aufgezeichnet und mir kürzlich noch einmal angesehen. Sie hat an Aktualität nichts verloren - ganz im Gegenteil.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Ärztliche Leistungen nur gegen Cash?

Am Dienstag haben die 250 Delegierten des 112. Deutschen Ärztetages, der in Mainz tagt, doch tatsächlich eine "Kostenvorerstattung" beschlossen.

Wer also eine ärztliche Leistung in Anspruch nimmt, soll erst einmal aus eigener Tasche bezahlen.
Von der Transparenz der entstehenden Kosten versprachen sich die Delegierten einen Rückgang von überflüssigen Arztbesuchen.

Von dem Rückgang bin ich überzeugt - viele werden sich einen Arztbesuch mit sofortiger Begleichung der Rechnung schlicht nicht mehr leisten können. Manche Menschen beleihen schon heute Familienschmuck und andere Wertsachen, um ein paar Tage bis zur Auszahlung von Lohn, Arbeitslosengeld oder Hartz IV zu überbrücken. Sollen diese Menschen nun auch noch Zinsen zahlen, um eine Arztrechnung begleichen zu können?

Heute nun die (vorläufige?) Erleichterung. Der Beschluss wurde widerrufen und an den Vorstand zur weiteren Bearbeitung zurückgegeben.

Oh, lasst uns Dankopfer darbringen den Göttern in weiß, die doch noch Bedenken hatten ...

Den Begriff "Kostenvorerstattung" schlage ich vorsorglich schon mal für die Wahl des Unwortes des Jahres vor!

Versteckte Rentenkürzungen

Bei den Renten gab es eine Vielzahl von versteckten Kürzungen. Allein für den Zeitraum vom 1.7.2003 bis zum 1.7.2006 listet Valentin Gerber in einem vom Büro gegen Altersdiskriminierung veröffentlichten Beitrag 12 (zwölf) versteckte Rentenkürzungen auf.

Gerber errechnet einen faktischen Rentenverlust von 119,70 € pro Monat, bezogen auf eine Rente von 1.300,00 €.

Die Liste der Gemeinheiten reicht von Erhöhung der Versicherungsbeiträge für Krankenversicherung und Pflegeversicherung, über mehrjährige Null-Runden, bis zur Erhöhung des Besteuerungsanteils der Rente.

Und nun wird eine Rentenkürzung als Beitrag der Rentner zur Finanzierung der Wirtschaftskrise diskutiert.

Vermutlich hat man festgestellt, dass die 20 Millionen Rentner mit ihrem ungeheuren Vermögen und ihrem Wunsch nach einer sicheren Anlage des Geldes für ihre Altersvorsorge die Finanzkrise ausgelöst haben. Oder warum sonst sollen sie die Überwindung mitfinanzieren?

Haben die Rentner durch den "aufgeschwatzten" Erwerb von Lehmann-Zertifikaten noch nicht genug verloren?

Dienstag, 19. Mai 2009

Das nächste Schlachtfeld ist eröffnet - sollen die "Alten" mürbe gemacht werden?

Noch weiß keiner, wie die gerade vom Zaun gebrochene neue Rentendebatte ausgeht. Wird es ein Gesetz geben, das Rentenkürzungen verbietet? Oder setzt sich die Gegenseite durch, die schon jetzt und heute vehement für Rentenkürzungen eintritt?

Doch damit nicht genug, die allgemeine Verunsicherung geht in atemberaubendem Tempo weiter. Der Präsident des Deutschen Ärztetages fordert eine Prioritätenliste für ärztliche Leistungen.

"Was soll zuerst behandelt werden: die Hüfte eines Übergewichtigen oder der Tumor eines Nichtrauchers. Anlässlich des heute beginnenden 112. Ärztetages ist der Streit um die Leistungen im Gesundheitssystem wieder scharf aufgebrochen. Auf Widerspruch trifft vor allem die Forderung von Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe, eine Prioritätenliste für die Behandlung bestimmter Krankheiten zu erstellen."

Günter Neubauer, Direktor des des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG) assistiert: "Prioritätensetzung muss jeder betreiben, der begrenzte Mittel hat."

Und weiter: "Davon profitieren alle. Denn die Finanzierbarkeit unseres Systems, wie es heute läuft, ist auf mittlere Sicht nicht zu gewährleisten. Natürlich profitiert zuerst die jüngere Generation, die viel an Finanzmitteln aufzubringen hat und wenig Leistungen braucht."

Soll hier ein weiterer Generationenvertrag aufgekündigt werden?

Ist es wirklich "Zufall", wenn solche Diskussionen fast zeitgleich beginnen? Oder ist es so, dass wenn einem zwei bis drei "Übel" angedroht werden, man glücklich ist, nur eines davon schlucken zu müssen?

Montag, 18. Mai 2009

Armutsatlas für Deutschland erschienen

Der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband hat einen Armutsatlas herausgegeben, der vom ZDF als PDF-Datei als Download zur Verfügung gestellt wird. Wichtigstes Ergebnis: Es gibt ein Ost-Westgefälle und ein Nord Süd-Gefälle. Die Armut ist im Nordosten der Republik am weitesten verbreitet und am wenigsten im Südwesten.

Die Armutsverteilung nach Bundesländern ist aber nur eine mögliche Lesart. Viel wichtiger ist es,
Regionen in den Blick zu nehmen, an denen auch die jüngsten Konjunkturprogramme weitestgehend spurlos vorüber gegangen zu sein scheinen.

Solche Regionen finden sich in allen Bundesländern und die Zahlen der von Armut betroffenen Bewohnern liegen dort wesentlich höher, als es uns der rechnerische Durchschnitt der Bundesländer anzeigt.

Von Armut bedroht gilt, wer über weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens verfügt. Und das sind nach wie vor viele allein erziehende Mütter - egal in welchem Bundesland.

Sonntag, 17. Mai 2009

Rentenkürzung - einmal angefangen ein Selbstläufer?

Ob wohl all diejenigen, die heute der Rentenkürzung das Wort reden daran denken, dass sie den nachfolgenden Generationen vormachen, wie diese später mit ihnen umgehen werden?

Den jetzigen Rentnern und denen, die es demnächst werden hat nie jemand etwas von zusätzlicher Altersvorsorge erzählt - im Gegenteil: Die hohen unverhältnismäßig hohen Sozialabgaben wurden den Bürgern als unabwendbar für die gebotene "Rundumvorsorge" begründet.

Heute wird den Bürgern erzählt, dass sie sich selbst absichern müssen - ohne dass die Sozialabgaben wirklich sinken und dadurch finanzielle Spielräume für eine eigene Altersvorsorge entstehen würden.

Glaubt denn die heute mittlere Generation ernsthaft daran, dass Rentenkürzungen wenn sie denn einmal vorgenommen werden jemals wieder rückgängig werden?

Samstag, 16. Mai 2009

Der Altersruhesitz im sonnigen Süden - Ein Traum?

Es gibt die einen, die im Alter auswandern, weil ihnen ihre Altersbezüge und Rücklagen für ein Leben in Deutschland nicht ausreichend erscheinen und sie sich von der Altersarmut bedroht sehen.

Aber nicht jeder, der im Alter aus Deutschland auswandert oder sich einen 2. Wohnsitz im Ausland zulegt, tut es aus finanzieller Not.

Von den über 20 Millionen Rentnern gibt es auch einige Tausend, die sich damit einen Traum erfüllen und es sich leisten können.

Mittlerweile gibt es ja sogar Einrichtungen von deutschen Wohlfahrtsverbänden im Ausland. Ein erster Bericht, kurz nach der Eröffnung einer Seniorenresidenz auf Mallorca klang einigermaßen verlockend.

Selbst der WDR berichtete darüber - aber auch über die vielen Deutschen, deren Traum nicht Erfüllung ging.

Donnerstag, 14. Mai 2009

"Immer mehr Deutsche sind bereit auszuwandern."

Unter dieser Überschrift fand ich unter dem 12.5.2009 folgenden Text bei T-online.de:

"Die Angst vor Altersarmut lässt bei den Deutschen die Bereitschaft zum Auswandern wachsen. Bei einer Allensbach-Umfrage für die Postbank gaben 23 Prozent der der jungen Berufstätigen bis 29 Jahre an, sie würden in eine Land mit niedrigeren Lebenshaltungskosten auswandern, wenn die finanzielle Absicherung für den Altersruhestand in Deutschland nicht ausreiche. Der höchste Wert wird in Bayern erreicht, wo 26 Prozent aller Berufstätigen diese Absicht äußerten, ein Jahr zuvor waren es nur knapp 18 Prozent."

Na, Herr Sarrazin, ob das die Lösung vor ohnehin rückläufigen Bevölkerungszahlen ist? Wer soll denn dann die horrenden Kosten für den Rückbau z. B. der Kanalisation tragen.

Am Ende dann etwa doch Vorstandsmitglieder, Manager oder die Erben von Millionenbeträgen? Das kann ja noch spannend werden - oder?

Wie hoch sind die Durchschnittsrenten in der BRD?

Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2007 folgende Durchschnittsrenten ermittelt:

Die Durchschnittsrente eines Mannes betrug 963 Euro, die Durchschnittsrente einer Frau betrug 691 Euro.

Unterscheiden muss man aber noch mal zwischen Einfachrentnern, deren durchschnittliche Altersrente 742 Euro betrug und Mehrfachrentnern (mit Zusatzrenten wie z. B. Betriebsrente), die durchschnittlich 1067 Euro erhielten. (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, "Die soziale Situation in Deutschland, Zahlen und Fakten, 2008)

Von den 20,12 Millionen Rentnern sind aber nur 19,6 % Mehrfachrentner.

Das neue Vorstandsmitglied der Bundesbank, Thilo Sarrazin erklärte jüngst gegenüber dem "Stern": "Wir können aber die Erwerbstätigen nicht ohne Ende belasten." Deshalb müssten die Renten "langfristig auf das Niveau einer Grundsicherung sinken".

Leider gibt es weder Angaben über die Höhe seiner Vorstandsbezüge, noch über die zu erwartende Altersrente.

Vermutlich liegen beide leicht über dem Grundsicherungsniveau.

Mittwoch, 13. Mai 2009

"OECD: Steuerlast in Deutschland besonders ungerecht verteilt"

So titelt die ZEIT online am 12.05.2009 und schreibt weiter:

"Deutschland nimmt von denen am meisten, die am wenigsten haben: In einer Studie kritisiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), dass der Staat wie kaum ein anderes Industrieland bei den Gering- und Normalverdienern zulangt."

Und weiter: "Die OECD fordert seit längerem die Bundesregierung auf, Gering- und Durchschnittsverdiener mehr zu entlasten. Von den Maßnahmen in den vergangenen Jahren hätten vor allem Gutverdiener profitiert."


In den Heute-Nachrichten des ZDF wurde gestern ebenfalls aus dieser Studie zitiert und auf der Webpage des ZDF wird ausgeführt:

"Deutsche Geringverdiener zahlen besonders hohe Abgaben. OECD-Studie: Belastung nur in Belgien höher.
Geringer Verdienst, starke Belastung: Deutsche Geringverdiener werden laut einer Studie mit Sozialabgaben und Steuern so stark belastet wie in kaum einem anderen Industriestaat. Alleinstehende mussten knapp 50 Prozent der Arbeitskosten abführen."


Diese Ergebnisse korrespondieren direkt mit dem vom DIW konstatierten steigenden Risiko der Altersarmut und den erschreckenden Zahlen der Kinder, die jetzt schon unterhalb der Armutsgrenze leben. Sollen doch schließlich auch die Geringverdiener die sogenannte dritte Säule der Altersversorgung selbst finanzieren und für die Erziehung und Ausbildung ihrer Kinder aufkommen.

Dienstag, 12. Mai 2009

Nachtrag zur "Polemik pur" vom 8. Mai 2009

Zu diesem Beitrag erhielt ich einige Mails mit der Bitte, neben der Polemik auch Fakten zu präsentieren. Bitte, das ist kein Problem, ich beziehe mich im Folgenden auf die Ergebnisse des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) des DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) in Berlin, veröffentlicht im "Wochenbericht Nr. 4/2009, 76. Jahrgang, 21. Januar 2009.

Demnach betrug das Nettovermögen in der BRD, nach Abzug von Hypotheken und Konsumentenkrediten, etwa 6,6 Billionen Euro (6.600.000.000.000). Das bedeutet für jeden Erwachsenen ein individuelles Vermögen von 88.000 Euro - im rechnerischen Mittel. Wenn man die Bevölkerung jedoch nach der Höhe des tatsächlichen Vermögens teilt, so ergibt sich ein Median (Scheitelpunkt) bei 15.000 Euro - d. h. es gibt genau so viele Erwachsene, die weniger als 15.000 Euro an individuellem Vermögen haben, wie Erwachsene, die mehr haben. Also verfügt eine Mehrheit der deutschen Erwachsenen über diese 15.000 Euro oder weniger und eine Minderheit verfügt über deutlich mehr.

10 % der Bevölkerung (also ca. 8 Millionen) verfügen über 60 % des Vermögens (also 3,96 Billionen), während gerade mal 1 % der Bevölkerung (also 800.000 Menschen) über 25 % des Vermögens (also 1,65 Billionen oder in Zahlen 1.650.000.000.000 Euro) verfügen.

In dem Bericht wird nachdrücklich auf das steigende Risiko der Altersarmut hingewiesen.

Noch Fragen? Bitte nutzen Sie die Kommentarfunktion, dann haben alle Leser etwas davon.

Sonntag, 10. Mai 2009

Die Weltbevölkerung altert - na und?

Eigentlich ist es gar nicht schlimm, wenn die Bevölkerung eines Landes altert. So hat SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) vor einigen Jahren die Ergebnisse einer Untersuchung präsentiert, die mich auf eine rasche Alterung aller Bevölkerungen in allen Ländern hoffen lässt.

Die Friedensforscher aus Stockholm haben nämlich einen Zusammenhang zwischen der Altersstruktur einer Gesellschaft und ihrer Bereitschaft Kriege zu führen festgestellt. Fazit: Je älter die Bevölkerung eines Landes ist, desto geringer ist ihr Aggressionspotenzial und ihre Bereitschaft, sich auf kriegerische Auseinandersetzungen einzulassen.

Warum wird also die Alterung der Bevölkerung eines Landes überhaupt problematisiert?
Ich behaupte: Nicht die Alterung ist das Problem, sondern die Folgen sind das eigentliche Problem. Und zwar für eine Gesellschaft die darauf nicht vorbereitet ist.

Dabei ist das Phänomen des demografischen Wandels seit Jahrzehnten bekannt. Und wie wurde damit umgegangen? Wenn ich die Augen zumache, dann sieht mich keiner!

Samstag, 9. Mai 2009

Die Zahl der älteren Menschen steigt nicht nur in den Industrieländern

Ein verbreitetes Vorurteil lautet: Nur die sogenannte "Alte Welt" bzw. die Industrieländer haben das Problem der "Überalterung".

Der letzte UNO-Bericht zur Weltbevölkerung enthält überraschende Zahlen:

Bereits im Jahr 2008 waren von den ca. 6,8 Milliarden Weltbürgern etwa 10 % über 60 Jahre alt. Und bis zum Jahr 2050 werden es weltweit ca. 22 % sein. In den Industrieländern werden es dann allerdings schon ca. 33 % sein. Die Zahl der über 60-Jährigen stieg im Jahr 2008 weltweit auf etwa 739 Millionen an.

Freitag, 8. Mai 2009

Polemik pur - muss einfach mal sein ...

Wenn es in einem der reichsten Industrieländer der Welt (dazu gehört die BRD nämlich) sowohl Kinderarmut als auch wieder zunehmende Altersarmut gibt - dann ist das im höchsten Maße beschämend.

Wenn diese Altersgruppen dann in den (auch öffentlich rechtlichen) Medien auch noch argumentativ gegeneinander ausgespielt werden, empfinde ich das als Menschen verachtend.

Aber es passt gut in eine Zeit, in der wir - dank der unterschiedlichsten Boulevard-Magazine auf fast allen Kanälen - täglich an den "Sorgen und Nöten" der "Schönen und Reichen" teilhaben dürfen (es ist aber auch wirklich dramatisch, wenn "Frau" sich ein Kleid für 8.000 € - in Worten achttausend - für eine Gala-Veranstaltung kauft und dort einer Trägerin des gleichen Kleides begegnet ...).

Wie vergleichsweise klein sind da doch die Alltagssorgen der breiten Masse der Bevölkerung.
Da geht es ja oft nur um 10 oder 15 €, die zum Kauf einer neuen Hose für das Kind fehlen, oder zur Begleichung der Stromrechnung. Diese kleinen Beträge lassen sich doch leicht beim Einkauf von Lebensmitteln wieder einsparen - oder?

Vielleicht sollten wir die Fußballstadien ja in der spielfreien Zeit (in Anlehnung an die römischen Gladiatorenkämpfe) für Kämpfe zwischen den Jungen und den Alten nutzen, zur Zerstreuung der Reichen und Schönen und Ruhigstellung derjenigen, die der einen Altersgruppe nicht mehr und der anderen noch nicht angehören ...

Die dabei entstehenden Kosten für die Wiederherstellung einer samstags wieder einwandfrei bespielbaren Rasenfläche ließen sich evtl. über eine Versteigerung von einmal getragener Premium-Garderobe decken. Über evtl. entstehende Überschüsse müsste dann noch einmal gesondert nachgedacht werden ...

Auf, auf zum fröhlichen Jagen, es ist mal wieder an der Zeit

Es war ja zu erwarten. Ist die Jagd erst mal eröffnet, gibt es kein Halten mehr. Report hat als erstes die Zeichen der Zeit erkannt und in das gleiche Horn gestoßen wie Anne Will. Und das sind ja nur die Protagonisten. Ich nenne sie "geistige Brandstifter", wenn ich die nun folgenden Diskussionen und Kommentare betrachte, die sich überwiegend auf Stammtischniveau abspielen.

Wenn Manager Millionen scheffeln und selbst bei völligem Versagen noch hohe Bonuszahlungen kassieren oder mit weiteren Millionen abgefunden werden (zum Teil aus Steuermitteln subventioniert), dann ist es eine Neiddebatte, wenn die Bürger sich über die Herkunft und den Verbleib des Geldes Gedanken machen und diese auch noch öffentlich äußern.

Wenn es um die Sicherung der wahrlich nicht so hohen Renten geht, ist das Geschrei groß. Warum redet hier eigentlich niemand von "Neiddebatte"?

Montag, 4. Mai 2009

Anne Will - aber kann nicht!

Gestern Abend habe ich, nach längerer Abstinenz, mal wieder bei "Anne Will" reingeschaut. Mich interessierte das Thema, bzw. der Umgang damit. Hätte ich es doch nur gelassen! Wie schön ruhig hätte der Abend auslaufen können. Ich hätte es wissen können. Aber nein, die Neugier war stärker.

Was hat die Redaktion nur dazu getrieben, eine so einseitige Einleitung zu wählen? Wie mir scheint, wurden bewusst einseitige Kommentare von einer Handvoll Berliner Rentner, die alle gängigen Vorurteile bedienten, welche ohnehin schon unter vielen jungen Menschen weit verbreitet sind, ausgewählt.

Was mögen wohl die, mir persönlich bekannten, vielen alten Frauen dabei gedacht haben, deren Renten knapp unter der staatlich garantierten Grundsicherung liegen. Diese Frauen haben die ihnen zustehende Grundsicherung nicht beantragt, weil sie "in ihrem ganzen Leben noch kein Geld vom "Sozialamt" erhalten haben und sich schämen würden, damit nun im Alter anzufangen".

So, liebe Frau Will, schürt man den Konflikt zwischen den Generationen. Außerdem haben solche Zerrbilder m. E. weder mit der Realität noch mit anspruchsvollem Journalismus zu tun.