Dienstag, 30. Oktober 2012

Auf dem Weg in die "späte Freiheit"

"Die späte Freiheit," so lautet der Titel eines Buches von Leopold Rosenmayr, das zur Pflichtlektüre meines Gerontologie-Studiums  gehörte.

Am 19. Oktober war der letzte Arbeitstag in meinem bisher 45jährigen Erwerbsleben. Nun befinde ich mich in meinen Jahresurlaub bis zum 30. November und am 1.12.12 beginnt die dreijährige Freistellungsphase meiner Alters-Teilzeit.

Rosenmayr hat in dem oben genannten Buch viel über das "nachberufliche Leben" geschrieben, aber wenig darüber, wann diese Phase beginnt. Gehört die Alters-Teilzeit schon dazu - oder ist sie genau der Weg dahin, der Weg in die späte Freiheit. Eine Zeit, die nicht mehr überwiegend von Fremdbestimmung geprägt sein sollte sondern vielmehr von eigenen Interessen und Entwicklungen.

Der Weg ist gekennzeichnet von verschiedenen Dingen, wie Abschied, Aufräumen, Loslassen, Wieder-Entdeckung alter und Entdeckung neuer Hobbys, Orientierung und Selbstbesinnung. Und er eröffnet neue Perspektiven

Ich habe noch keine genaue Vorstellung von der "späten Freiheit" und weiß auch nicht, ob sie nicht nur ein theoretisches  Konstrukt ist. Vielleicht ist dieser Weg ähnlich wie der Pilgerpfad ein sehr individueller Weg, der sich einer objektiven Beschreibung oder gar Verallgemeinerung entzieht.

Ich spürte erste Veränderungen in mir beim Aussortieren von alten Fachbüchern, Zeitungsartikeln , Aufsätzen und Broschüren. Manches ging leicht weg, anderes werde ich vielleicht noch mehrmals in die Hand nehmen müssen, bevor eine Trennung gelingt. Aber ich spüre bereits eine Erleichterung, der Rucksack ist schon leichter geworden und damit wächst meine innere Bereitschaft weiteren Ballast aufzugeben.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Altersteilzeit VII

Ich befinde mich in einem ganz merkwürdigen Zustand. Seit ich 1966 - also vor rund 46 Jahren - von der Schule abgegangen bin, war mein Leben durch meine Berufstätigkeit bestimmt. Sie stand - zumindest was die Zeit angeht - ziemlich im Mittelpunkt und alles andere gruppierte sich irgendwie drumherum. Und nun sind es tatsächlich nur noch 8 Werktage bis zu meinem Urlaub, der dann nahtlos in die Freistellungsphase meiner Altersteilzeit übergeht. Es scheint mir alles etwas unwirklich, obwohl ich wahrscheinlich besser als viele andere Menschen darauf vorbereitet bin - vielleicht zu gut?


Sonntag, 12. August 2012

Altersteilzeit VI

Und schon brechen die letzten 10 Wochen an, die Zeit vergeht einfach unheimlich schnell.
Die letzten zwanzig Wochen des beruflichen Lebens bewusst erleben, reflektieren und dokumentieren, das war meine Absicht. Nun ist Halbzeit, aber - dies ist erst der sechste Beitrag.
Ich habe jeden Tag in jeder der vergangenen 10 Wochen bewusst erlebt und weitestgehend auch reflektiert, nur mit der regelmäßigen Dokumentation hat es nicht geklappt. Manchmal schien mir das, was ich hätte schreiben können einfach zu banal, und manchmal beschäftigten mich auch Interna, die nicht in ein Blog gehören.
Aus der letzten Woche sind mir zwei Dinge sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben: Ein tolles Vorbereitungsgespräch mit zwei zukünftigen Kooperationspartnern für ein Projekt in Kassel im Jahr 2013. Ich war von unserer Arbeit, unserem Vorhaben und unserem "Zusammenspiel" richtig begeistert. Erst auf der Heimfahrt realisierte ich, dass ich bei der Durchführung dieses Projekts nicht mehr dabei sein werde. Diese Erkenntnis schlich sich langsam aber sicher in mein Bewusstsein und löste ein Bündel von widersprüchlichen Gefühlen aus. Es war eben die erste Planung, die über "meine Zeit" hinausgeht. Ich hatte einigermaßen daran zu "knacken".

Die zweite Situation der Verunsicherung erlebte ich bei einer Straßenbahnfahrt. In der Sitzreihe vor mir unterhielten sich zwei Jugendliche über ihre Zukunftsvorstellungen. Eine davon erinnerte mich sehr an eigene Ideen und Phantasien aus meiner Jugend. Dadurch angeregt sinnierte ich über meine Zukunftspläne und -wünsche, die ich in dem entsprechenden Alter hatte und verglich sie mit meinem Lebensweg. Da mein Lebensfluss schon etwas länger ist und viele Seitenarme und Nebenflüsse gebildet hat, war es eigentlich nicht verwunderlich, dass bei meinem "Auftauchen" aus den Erinnerungen und Betrachtungen nicht nur die beiden Jugendlichen die Tram längst verlassen hatten sondern auch ich den Ausstieg locker verpasst hatte.

In den folgenden Tagen ertappte ich mich oft bei Gedanken über Jugendliche, die mir begegneten. Welche Ziele sie sich wohl stecken? Welchen Schwierigkeiten sie dabei wohl begegnen werden?
Und ich betrachtete auch ältere Menschen und fragte mich, ob sie wohl ihren Zielen nahe gekommen sind, sie verändert und neuen Gegebenheiten angepasst oder sie vielleicht sogar aufgegeben haben.

Meine eigene "Bestandsaufnahme" ist übrigens noch nicht abgeschlossen......

Dienstag, 24. Juli 2012

Altersteilzeit V

Die dreizehnte Woche begann mit viel Sonnenschein und der erfolgten (internen) Ausschreibung meiner Stelle.
Da die Ausschreibung nur an einen eingegrenzten Personenkreis gerichtet ist,  ist mit großer Sicherheit von fehlenden gerontologischen Qualifikationen und lediglich fragmentierten und marginalen Berufserfahrungen der potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern in diesem Arbeitsfeld auszugehen. Die Ausschreibung weist als Einstellungstermin den 1. Januar 2013 aus, meine Arbeitszeit endet am 30.11. 2012, so dass durch die eingeplante Vakanz von einem Monat und meinen noch ausstehenden Jahresurlaub von 6 Wochen eine Einarbeitung und Übergabe durch mich nicht möglich sind. Ich werde meinen Jahresurlaub am Ende meiner Dienstzeit nehmen und somit also am 19. Oktober zu meinen letzten Arbeitstag antreten.
Bis dahin stehen aber noch ein kompletter Grundkurs für ca. 18 neue GRIPS-Trainerinnen/Trainer (3 Wochenenden), eine Fortbildung für die ComputerkursleiterInnen (1 Wochenende), eine Veranstaltung in der Akademie Hofgeismar (1 Tag) und die konzeptionelle Vorbereitung und Planung einer Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) Köln und dem FreiwilligenZentrum Kassel für 2013 auf dem Programm.
Es gibt also noch genug zu tun.

Samstag, 14. Juli 2012

Altersteilzeit IV

Nun sind es also nur noch 14 Wochen, dann endet der aktive Teil meiner Altersteilzeit.

Während der letzten 10 Jahre habe ich immer um Menschen geworben. Zum gemeinsamen Nachdenken über das älter werden, über Wünsche, Bedürfnisse und Ziele für die Zeit nach der Erwerbstätigkeit. Ich war immer auf der Suche nach Menschen, die sich engagieren wollen - für sich selbst und für andere. Wir haben gemeinsam nach Arbeitsfeldern gesucht, in denen die Mitarbeiter etwas davon haben und andere auch davon profitieren können.

Während ich noch damit beschäftigt bin, meinen Ausstieg aus dem Berufsleben zu organisieren, letzte Projekte zu beenden und für andere den Fortgang zu sichern, wechseln schon die Rollen.

Aus dem Jäger wird der Gejagte. Von mehreren Seiten und unterschiedlichen Organisationen werde ich umworben. Die Angebote reichen von ganz praktischen Tätigkeiten mit und für andere Menschen (eher selten) bis zur Mitarbeit in Kuratorien, Beiräten, Fachausschüssen und ähnlichen Konstrukten.

Ich könnte als Berater fungieren oder in Firmen- , Organisations- oder Vereinsfortbildung mitarbeiten.

Es ist wohl das Schicksal von Menschen die in sozialer Arbeit tätig waren, dass sie nach Ende ihrer Berufstätigkeit möglichst ohne Bezahlung einfach weiterarbeiten sollen.

Das diese Menschen in ihrem neuen Lebensabschnitt vielleicht mal etwas anderes machen wollen - wird leider selten berücksichtigt. Ich habe mir jedenfalls fest vorgenommen etwas anderes zu tun. Sicherlich werde ich nach einer gewissen "Auszeit" irgendwo ehrenamtlich mitarbeiten. Aber wenn es möglich ist, werde ich etwas NEUES anfangen. Und es muss auch mir etwas bringen.

Tja liebe Jäger dann strengt Euch mal an. Ihr stellt einem scheuen Wild nach, einem das außerdem das Jagdrevier und die Jagdregeln ganz gut kennt. Weidmannsheil!

- Fortsetzung folgt -

Donnerstag, 5. Juli 2012

"Rentner belagern Villa"

So lautete die Überschrift in der Printausgabe der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) vom 4. Juli 2012. HNA Online behandelt die gleiche Meldung - leicht variiert - unter der Überschrift "Berliner Rentner besetzen Villa".
Worum geht es vordergründig? Eine Berliner Villa, die bisher von einem ziemlich aktiven Seniorenclub genutzt wurde, soll verkauft werden, weil Unterhalts- und notwendige Reparaturkosten der Bezirksverwaltung zu hoch sind.
Eigentlich nichts aufregendes in Zeiten von verschuldeten Kommunen und allgegenwärtigen Sparzwängen.
Schließlich geht es hier ja nur um Menschen - noch dazu Rentner - und nicht um Banken. Und trotzdem werden hier einige Dinge erschreckend deutlich.
Der stellvertretende Bezirksbürgermeister wird mit den Worten "Dass Senioren ein Haus besetzen ist für uns neu" zitiert.
Und die zuständige Stadträtin begründete die Schließung mir Sparzwängen und dem Vorhandensein "anderer Angebote für Senioren in fußläufiger Erreichbarkeit".

Zwei Dinge finde ich besonders bemerkenswert:
Zum einen macht sich scheinbar niemand Gedanken darüber, ob und wenn ja wie eine relativ große, in sich gefestigte Gruppe in "andere Angebote" integriert werden kann, oder ob "fußläufige Erreichbarkeit" nicht ohnehin die Zersplitterung und Aufteilung der Gruppe auf verschiedene Angebote bedeutet.

Erschüttert bin ich aber restlos von der Aussage des stellvertretenden Bezirksbürgermeisters. Welches Altersbild liegt denn einer solchen Verwunderung zugrunde? Wenn der Herr sich mal für einige Minuten eine Auszeit nehmen würde statt zu reden, würde er vielleicht darauf kommen, dass Teile der jetzt alt werdenden Bürgerinnen und Bürger vor ca. einem halben Jahrhundert schon einmal mächtig in die Politik "eingebrochen" sind und eine stärkere Demokratisierung unseres Landes erreicht haben. Wann lesen und begreifen Politiker endlich mal die von ihnen selbst in Auftrag gegebenen und letztlich verabschiedeten Altenberichte?

In fast allen Altenberichten und anderen einschlägigen Publikationen wird von den "neuen Alten" berichtet, ein Altenbericht ist sogar ausschließlich den Altersbildern in unserer Gesellschaft gewidmet.

Selbst die Medien wundern sich zur Zeit in schöner Regelmäßigkeit über die hohe Anzahl von älteren Bürgerinnen und Bürgern bei den verschiedensten Demonstrationen und Protestveranstaltungen.

Aber weder Politik noch Medien scheinen wirklich zu verstehen, das der viel zitierte demografische Wandel eben doch viel mehr ist als nur eine wachsende Zahl von älteren Menschen, die es einmal zu pflegen gilt.

Ich wünsche weiterhin einen angenehmen und möglichst ungestörten Schlaf..........bis zur nächsten "Überraschung".

Sonntag, 24. Juni 2012

Altersteilzeit III

Die hinter mir liegende 18. Arbeitswoche ist ein tolles Beispiel für den Unterschied zwischen Planung und Realität.

Nein, ich rede hier nicht von den Planungspannen beim Flughafenbau in Berlin, für die ich - wahrscheinlich wie viele andere auch - nur Spott und Häme übrig hatte.

Auch die Handlungsunfähigkeit des Weltsicherheitsrates in Bezug auf Syrien oder der Schlingerkurs der EU im Umgang mit der Finanzkrise sind nicht meine Themen.

Und doch wurde ich in der letzten Woche immer wieder auch an diese erinnert. Da gab es Mehrheitsbeschlüsse, die an dem Veto eines Partners zu scheitern drohten ebenso wie völlig überhöhte Erwartungen an die Kompetenzen und Ressourcen Einzelner und Zeitplanungen für Arbeitsabläufe, die in ihrer Realitätsferne schon an eine absurdes Theaterstück erinnerten.
Das am Ende der Woche doch noch eine Einigung über Inhalte und weiteres Vorgehen stand, ist einfach nur erstaunlich.

Ich sehe die eingangs erwähnten Probleme heute mit anderen Augen - wie übrigens auch meine eigene Zeitplanung für die nächsten Wochen.

Nun sind es jedenfalls nur noch 17 Arbeitswochen....


- Fortsetzung folgt -

Gedanken zum Phänomen ZEIT


"Hallo lieber Mario, allein die Zeit - wenn es denn mal mehr würde. was meinst Du, hat man im Alter mehr Zeit? Meine Vermutung ist: Nein. Vielleicht aber weniger Verpflichtungen und dadurch weniger Last und dadurch das Gefühl mehr Zeit zu haben?! Oder ist es nur der fromme Wunsch zumindest irgendwann im Alter - wenn die Rente beginnt - alles ein wenig besser und beschaulicher zu haben ? Oder liegt es nur daran ( wie jetzt auch) ob man viel oder wenig zur Verfügung hat?? Fragen eines fast Rentners ...LG (...)"


Als ich diese Zeilen erhielt habe ich spontan nachgefragt, ob ich sie als Aufhänger für einen Blog-Eintrag benutzen darf.
Es sind Fragen, die uns so - oder so ähnlich - immer wieder begegnen bei anderen Menschen aber auch bei uns selbst.

DIE ZEIT ist immer gleich, als Maßeinheit unterteilt sie den Tag in 24 Stunden. Diese 24 Stunden werden allgemein unterteilt in drei Bereiche: in Arbeitszeit, Freizeit und Regenerationszeit (Schlaf). Je nach Lebensabschnitt nehmen diese drei Teile unterschiedlichen Raum ein.

Das bedeutet, dass wir immer die gleiche Menge zur Verfügung haben, nämlich 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche usw. Es scheint also eher die Frage nach unseren Ansprüchen zu. Was wollen wir alles in der uns zur Verfügung stehenden Zeit schaffen und - fast noch wichtiger - was können wir in der Zeit schaffen. 

Und hier kommen individuelle Fähigkeiten und das Setzen von Prioritäten hinzu. Nicht jede Tätigkeit kann von jedem Menschen in der gleichen Geschwindigkeit ausgeführt werden. Und wie würde wohl ein Kind Zeit erleben und erklären?
Was sind schon drei Stunden intensives und lustvolles Spiel im Verhältnis zu drei Stunden Wartezeit auf den Weihnachtsmann? Wie quälend langsam vergehen 10 Minuten, beim Warten auf einen verspäteten Zug, und wie schnell vergehen oft Stunden in fröhlicher Runde.

Was ändert sich im Alter? Wird alles besser, wenn der "Bereich" Arbeit entfällt? Hurra, acht Stunden Zeit pro Tag mehr zur Verfügung. Doch halt, hören wir nicht immer wieder von den Rentnern, die gar keine Zeit mehr haben oder zumindest genauso wenig wie früher? 

Was hat es damit auf sich? Sind die heute "zeitlosen" Rentner vielleicht einfach nur Opfer eines Wertewandels? Früher wurde Freizeit = freie (zu gestaltende) Zeit als der Bereich bezeichnet, in dem der Mensch sich "weiter bildet" sich entwickelt und vervollkommnet. Spätestens seit Benjamin Franklin (1709 bis 1790) wissen wir: "Zeit ist Geld".

Also, muss - wer als nützliches Mitglied der Gesellschaft anerkannt werden will - seine Zeit sinnvoll nutzen. Aber was ist "sinnvoll"? Ich mache es mir jetzt mal einfach: Was die wichtigen Menschen in unserer Gesellschaft tun ist sinnvoll. Da wir oft gar nicht wissen und /oder beurteilen können was die eigentlich tun, orientieren wir uns an Äußerlichkeiten. Und da fällt eines sofort ins Auge. Wichtige Menschen haben keine Zeit, sie stehen ständig unter Strom und hetzen von Termin zu Termin, sie sind "voll beschäftigt".

Was liegt also näher im Alter, als sich die gesellschaftliche Anerkennung und die eigene Bedeutung über die "Zeit" zu erhalten. So mancher Rentner, der eben noch ein zufälliges Treffen mit einem noch berufstätigen Kollegen in der Fußgängerzone mit den Worten "ich muss jetzt aber weiter, ich bin in Eile" beendet hat und sich schnelles Schrittes entfernte verfällt - kaum außer Sichtweite - wieder in seinen gemütlichen Schlenderschritt, sorgsam darauf bedacht nicht all zu früh vor der verabredeten Zeit zum Mittagessen zu Hause zu erscheinen.

Ist es eine Täuschung der Umwelt oder eine Selbsttäuschung? Ich glaube, die Zahl der Menschen die sich tatsächlich auch nach Ende der Berufstätigkeit noch viel "Arbeit" aufladen (lassen?) und die Zahl derer, die den Anschein der Geschäftigkeit (Wichtigkeit?) erwecken ist in etwas gleich groß. Insgesamt scheint es mir aber eher ein Problem der Männer zu sein, die auf die eine oder andere Weise gegen den Statusverlust ankämpfen.

ABER: Es verändert sich tatsächlich auch etwas im Alter, langsam schleichend und selten akzeptiert.

Wir werden von Geburt an älter. Die ersten Jahre erleben wir dabei subjektiv wie objektiv als eine Zeit des Zugewinns an Kraft, Schnelligkeit  und Geschicklichkeit. Der relativ bald beginnende Abbau der gerade gewonnenen Fähigkeiten lässt sich über eine Reihe von Jahren über Erfahrung, Techniken und Routine kompensieren. 

Aber es folgt unweigerlich die Phase, in der wir für die Verrichtung gleicher Tätigkeiten und Aktivitäten schlicht mehr Zeit brauchen. Eine Zeit, in der wir nicht mehr mehrere Dinge gleichzeitig bedenken und/oder ausführen können. Eine Zeit, in der unerklärlicherweise die Bedienungseinheiten vieler Geräte immer unhandlicher und die Tabletten immer kleiner werden und partout die Verpackung nicht verlassen wollen, in der sich Knöpfe und Knopflöcher unserer gewohnten Fingerfertigkeit widersetzen und immer mehr Neuerungen auf dem Markt von den Jüngeren geradezu enthusiastisch erwartet und gefeiert werden, die wir als schlicht überflüssig und zu kompliziert erachten.

Unsere Gesellschaft wird immer schneller, am deutlichsten ablesbar an den immer kürzeren Abständen in denen die "neuen Generationen" von Produkten präsentiert werden. Da neue Produkte die alten in der Regel innerhalb kürzester Zeit vom Markt verdrängen, müssen ältere Menschen die naturgemäß etwas langsamer werden häufiger Zeit für das Studium der immer umfangreicheren Handbücher und Bedienungsanleitungen investieren - Zeit die für andere Dinge fehlt.

Mein lieber Freund, der Du durch Deine Mitteilung/Frage den Anstoß gegeben hast meine sicherlich unvollständigen Überlegungen mal zu bündeln und hier zu posten, lass mich Dir heute mit einem Zitat von dem römischen Dichter Quintus Horatius Flaccus (65 v. Chr. bis 8 v. Chr.), besser bekannt als Horaz antworten:

"Spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida Aetas. Carpe diem quam minimum credula postero."
(Beschneide die ins Weite gehende Hoffnung. Während wir sprechen, flieht die neidische Zeit. Greif nach dem heutigen Tag, da Du dem morgigen schon nicht mehr vertrauen kannst.)


Sonntag, 10. Juni 2012

Altersteilzeit II

Der 30. November 2012 ist mein letzter Arbeitstag, ziehe ich von der verbleibenden Zeit meinen Jahresurlaub ab - egal wann ich ihn nehme - bleiben mir noch 19 Arbeitswochen zur Verfügung.

Nein, ich zähle nicht die Wochen oder gar die Tage im Sinne eines Countdown, ich fürchte den letzten Arbeitstag nicht aber ich freue mich auch nicht besonders darauf.

Trotzdem haben die verbleibenden 19 Arbeitswochen natürlich eine Bedeutung. Sie sind der Zeitraum, in dem ich meine angefangenen Arbeiten zu einem sinnvollen Abschluss bringen muss. In dem Abrechnungen zu erfolgen haben und Berichte geschrieben werden müssen. Es müssen Dinge und Abläufe geregelt  werden für die Zeit meines Urlaubes und darüber hinaus bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger ihre/seine Tätigkeit aufnimmt.

Neunzehn Wochen sind überschaubare und damit planbare Zeitblöcke zur Erledigung der notwendigen Arbeiten für eine geregelte Übergabe - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und dennoch lässt die Einteilung in Wochen die verbleibende Zeit vermeintlich schrumpfen, neunzehn Wochen sind mir einfach näher als der 30. November oder der "ich-weiß-nicht-wievielte-Oktober".


- Fortsetzung folgt -

Dienstag, 5. Juni 2012

Dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz entspricht das eher nicht....

"Hofgeismar (medio). In einer geheimen Abstimmung hat sich die Landessyonode auf ihrer Tagung im nordhessischen Hofgeismar am Freitag Vormittag gegen eine Aufhebung der Altersgrenze für die Wählbarkeit in den Kirchenvorstand entschieden. Der Gesetztesentwurf zur Änderung der Grundordnung der Landeskirche, die bisher die Wählbarkeit von Gemeindegliedern vorsah, die zur Zeit der Wahl das 70. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, wurde am Montag beraten. Bei der heutigen Abstimmung stimmten von den 93 stimmberechtigten Synodalen 57 für die Änderung, 24 lehnten sie ab und 3 enthielten sich. Die erforderliche 2/3-Mehrheit (62 Stimmen), die für die Annahme des Gesetztes notwendig gewesen wäre, konnte so nicht erreicht werden.(27.04.2012)"

Diese Meldung habe ich der Homepage der Evangelischen Kirche Kurhessen Waldeck (EKKW) entnommen.

Ich habe diesen Beschluss tatsächlich nicht wahrgenommen. Als ich von älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf hingewiesen wurde hielt ich es für einen Irrtum. In einer Zeit, in der über die Anhebung des Renteneintrittalters auf 70 Jahre ernsthaft diskutiert wird, wirkt dieser Beschluss wie ein schlechter, ein sehr schlechter Witz. Abgesehen davon, das dieser Beschluss geltendem Recht entgegen steht (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, auch Antidiskriminierungsgesetz genannt), konterkariert er die Bemühungen vieler Ev. Kirchengemeinden gerade die Menschen im sogenannten dritten Lebensalter für eine aktive Mitarbeit in den Gemeinden zu gewinnen.

Wie lautet denn die Botschaft dieses Beschlusses? Ihr seid zwar noch jung genug um Gemeindebriefe auszutragen, die Mitglieder der Besuchsdienste zu stellen und viele andere Tätigkeiten in den Gemeinden zu übernehmen - aber - zu alt um die Geschicke Eurer Gemeinden mit zu lenken und darüber zu entscheiden?

Wer soll das denn den Menschen in den Gemeinden vermitteln? Mir fehlt dafür jedes Verständnis!

Einen solchen Beschluss in geheimer Abstimmung zu fassen, damit hinterher auch noch jede/jeder sagen kann "ich bin es nicht gewesen" setzt dem Ganzen dann die Krone auf und - nimmt nicht nur mir die Möglichkeit mit den Nein-Sagern in einen Diskurs zu treten.

Danken möchte ich ausdrücklich den 57 Synodalen, die für die Aufhebung der Altersgrenze gestimmt haben.




Sonntag, 3. Juni 2012

Altersteilzeit I

"Na, wie lange müssen Sie denn noch?", "Zählst Du schon die Tage?", "Ach, Sie arbeiten noch? Ich dachte.......", "Wann ist denn die Verabschiedung, ist doch nicht mehr lange, oder?", "Hast Du schon Pläne gemacht für die Zeit danach?"

Kaum eine (Arbeits-) Begegnung in deren Verlauf ich nicht mit den oben genannten oder ähnlichen Fragen konfrontiert werde.

Und ich fürchte, es werden nicht weniger Fragen und Anmerkungen in den nächsten 6 Monaten.
Vor ca. 3,5 Jahren habe ich den Altersteilzeitvertrag unterschrieben und mich dann wieder dem "Alltag" gewidmet.

Nun holt er mich also ein und wird Bestandteil meines Alltags.
Das baldige Ende meiner Dienstzeit wirkt sich allmählich auch inhaltlich auf meine Arbeit aus. In turnusmäßigen Gesprächen mit etlichen Kooperationspartnern werden immer häufiger die Fragen nach der Verbindlichkeit der Absprachen über den Zeitpunkt meines Ausscheidens hinaus und nach meiner  Nachfolgerin / meinem Nachfolger gestellt.
Und - da jetzt auch schon der Tag meiner Verabschiedung feststeht, fange ich nun tatsächlich an auf den letzten Arbeitstag zu schauen, auch wenn ich noch immer nicht sagen kann wie viele Tage es bis dahin noch sind.

- Fortsetzung folgt -

Freitag, 11. Mai 2012

1. Mai in Berlin - Kreuzberg

Nun bin ich schon den vierten Tag in Berlin und die Zeit vergeht wie im Flug.

 Rückblick: Dienstag, 1. Mai 2012, Vellmar, 8:30 Uhr.

 Ich stehe an der verabredeten Stelle, wo ich zu meinen Kasseler Kollegen ins Auto steige um nach Berlin zu fahren. Der Vorabend und der Morgen waren von Routine geprägt. Sechs Tage Berlin, Trolley auswählen, Kleidung und die üblichen Utensilien einpacken, zu guter Letzt noch die Unterlagen für das Meeting zusammenstellen und einpacken.

 Die Kollegen sind pünktlich wie immer, einladen, einsteigen Abfahrt. Alles Routine. Das anfängliche Gespräch über die bevorstehende Konferenz und das Wiedersehen mit unseren europäischen Partnerinnen und Partnern verstummte nach einiger Zeit.

 Wie oft bin ich diese Strecke schon gefahren, fast immer selbst am Lenkrad und in meiner Aufmerksamkeit auf die Fahrt und den meist starken Verkehr konzentriert. Und dieses Mal? Ich sitze bequem im Fond und spule in Gedanken noch einmal den Ablauf und die Inhalte der kommenden Tage ab. Für den Nachmittag hatten die Berliner Kollegen den gemeinsamen Besuch des Myfestes in Kreuzberg geplant.

Erinnerungen wurden wach. Wie kleine Mosaiksteine erwachten Bilder, Erinnerungen, Eindrücke und Gefühle. Mariannenplatz, Besetzung des Bethanien-Krankenhauses, Einrichtung des Georg-von-Rauch-Hauses, Spekulanten in Kreuzberg (wo ich geboren wurde und die ersten 19 Jahre meines Lebens verbrachte).

Da war es wieder. Das Kribbeln im Bauch, das Gefühl der ungeheuren Solidarität (die m. E. später immer mehr zu einem Schlagwort verkommen ist), das flaue Gefühl in der Magengegend, wenn die "Knüppelgarden" in Position gingen.
 Die Durchsagen der Polizei haben sich unauslöschlich in mein Gedächtnis gebrannt: "Kommen Sie den Aufforderungen der eingesetzten Polizeibeamten nach. Gehen Sie weiter, bleiben sie nicht stehen, Sie geraten sonst in den Bereich polizeilicher Maßnahmen!" Die Kniegelenke wurden weich bei den darauf folgenden Kommandos "Wasserwerfer frei! und dann "Knüppel frei!" Wir waren doch im Recht. Die Häuser standen leer. Sie wurden systematisch geräumt und standen so lange leer, bis tatsächlich die Bausubstanz nur noch den Abriss zuließ. Auf der anderen Seite gab es so viele Wohnungssuchende und viele Menschen wurden nach jahrzehntelangem Wohnen im Quartier, in gewohnter Nachbarschaft einfach "umquartiert". Fast vierzig Jahre ist das jetzt her, seit ich das letzte Mal am 1. Mai auf dem Mariannenplatz war. Damals war es eine nicht genehmigt Demo, "begleitet" von einem riesigen Polizeiaufgebot. Vor 25 Jahren berichteten die Medien erstmalig von den sogenannten Mai-Krawallen in Berlin-Kreuzberg.

 Ankunft in Berlin, Bezug des Hotelzimmers, Begrüßung der Delegationen aus Spanien, Rumänien, Ungarn und Zypern. Gemeinsame Fahrt zu den Hackschen Höfen und dann weiter nach Kreuzberg.

 Und nun war ich also wieder dort. Das Polizeiaufgebot war noch viel riesiger als damals. Ganze Straßenzüge wurden vor dem 1. Mai von Autos befreit - das gesamte Viertel wurde von Polizeikräften abgeriegelt. Am Ende der Straßen versperrten dicht stehende Polizeiautos den Weg und ließen nur einen schmalen Durchgang. Nervös und angespannt wirkende Polizisten in voller Kampfausrüstung mit Schild und Helm unter dem Arm bewachten die Zu- bzw. Ausgänge. Der gesamt öffentliche Verkehr wurde um das Viertel herum geleitet. In der Mitte des Geschehens etwa 15.000 Menschen aller Nationalitäten und Alters. Die Luft war geschwängert vom Rauch diverser Holzkohlengrills und den "Düften" von Haschisch und Alkohol, sie wurde nur zeitweilig von einem Regenschauer kurz gereinigt. Die aus hunderten von Lautsprechern abgestrahlte Musik verdichtete sich zu einem undefinierbaren Klang- oder besser Lärmteppich, der von Bässen getragen wurde die mir körperliches Unbehagen bereiteten. Einen eigenen, selbstbestimmten Weg durch die Menschenmasse zu gehen war überwiegend schier unmöglich. Eine amorphe stets wabernde Masse bestimmte durch Schieben und Nachgeben ohne erkennbares Muster meinen Weg vom Bethaniendamm zum Kottbusser Tor. Sowie sich der Stadtteil Kreuzberg baulich verändert hat (nicht unbedingt nur zu seinem Vorteil), so hat sich auch die Zusammensetzung der Bevölkerung verändert und mit ihr alles mir einst Vertraute. Bis zu meinem Wegzug aus Berlin-Kreuzberg war die Teilnahme am Mai-Fest auf dem Mariannenplatz ein MUSS. Das heutige Myfest ist nicht mehr mein Fest, obwohl sich an der Situation in Kreuzberg nicht viel geändert zu haben scheint. Damals gab es eine Verdrängung der Bewohner weil einige Spekulanten (die man namentlich kannte) dort ihren persönlichen Gewinn suchten. Heute müssen Bewohner weichen, weil zahlungskräftige Wohnraumsuchende in alte, gewachsene Quartiere drängen und damit die Mietpreise hochschrauben. Das Problem ist in den Auswirkungen fast das gleiche - nur der Umgang damit unterscheidet sich sehr. Und wenn die Antifa (die Rede war von ca. 150 Personen) heute durch das Myfest zieht, empfinde ich das in erster Linie als eine Provokation gegen die heutigen Besucher und erst in zweiter Linie als eine Willensbekundung einer breiten Bevölkerungsschicht.

In den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts waren es auch Menschen aller Nationalitäten und aller Altersgruppen. Sie demonstrierten damals mit dem Ruf "Opas, Omas, Onkel, Tanten alle gegen Spekulanten" für ihre Zukunft in ihrem Stadtteil. 

Ich habe noch nicht verstanden worum es heute geht.
Und ich weiß nicht, warum ich eine Woche brauchte um den am 4. Mai geschriebenen Entwurf nun doch in unveränderter Form zu posten.

Montag, 19. März 2012

Zahlenspiele

Es passierte gestern Abend. Ich schaute mir mal wieder die statistischen Daten zu meiner Homepage an und traute meinen Augen nicht: 1.000.269 Besucher.

Eingerichtet hatte ich die Seite unter mariowiegel.de im Herbst 2005 als ich beschloss für einen Sitz in der Gemeindevertretung der Stadt zu kandidieren, in der ich wohne. Mit Hilfe der Homepage wollte ich meinen Bekanntheitsgrad steigern und mein Schwerpunktthema für die Kommunalpolitik vorstellen.

In den sechs Monaten bis zur Wahl ergänzte ich meine Vorstellung um einige Hintergrundinformationen rund um den demografischen Wandel.
In die Gemeindevertretung wurde ich zwar nicht gewählt - aber zu meiner Homepage (die den Zusatz "Älterwerden dürfen" bekam) erhielt ich viele Reaktionen. So kam es, dass ich die Homepage nicht wie ursprünglich vorgesehen nach der Wahl wieder auflöste sondern weiter ausbaute.

Nun besteht sie seit etwas 6,5 Jahren, also etwa 78 Monate und wurde 1.000.269 mal besucht.

1.000.269 Besucher bedeuten durchschnittlich

etwa 153.887 Besucher pro Jahr
etwa 12.824 Besucher pro Monat
etwa 2.959 Besucher pro Woche
etwa 423 Besucher pro Tag

Im Vergleich dazu ist die durchschnittliche Besucherzahl dieses Blogs mit etwas 29 Besuchern pro Tag recht übersichtlich.....

Freitag, 2. März 2012

Rente oder Ehrensold? oder Ehre wem Ehre gebührt!

Wenn ich im Dezember 2015 aus der Erwerbstätigkeit, dem Berufsleben ausscheide, dann habe ich nach einer Lehre und einer Fachschulausbildung 45 Jahre und 2 Monate meines Lebens gearbeitet, davon 44 Jahre bei der Ev. Kirche (quasi im öffentlichen Dienst). Während dieser Zeit habe ich einen Anspruch bei der gesetzlichen Rentenversicherung von voraussichtlich 1.686,96 € erworben. Auf ein Jahr gerechnet ergibt das die Summe von voraussichtlich 20.243,52 Euro. Wenn ich mir während dieser Zeit etwas hätte zu Schulden kommen lassen - wie z. B. Bestechlichkeit oder Vorteilsannahme - wäre ich wohl entlassen worden. Aus solchen Gründen aus dem öffentlichen Dienst entlassen zu werden bedeutet wohl in den meisten Fällen ein Ende der Karriere.

Wenn Herr Wulff mit 53 Jahren, nach nur 20,5 Monaten Dienstzeit aus dem Amt des Bundespräsidenten ausscheidet, weil ein überwiegend selbst verschuldeter Vertrauensverlust bei der Bevölkerung ihm ein Verbleiben im Amt nicht ratsam erschien, dann soll er einen Anspruch auf einen EHRENSOLD von 199.000 Euro jährlich haben? Zuzüglich Dienstwagen mit Fahrer? Zuzüglich Büro und Mitarbeiter(n?)?

Ich fasse es nicht..........

Herr Wulff ist doch nicht zurückgetreten weil er politisch quer lag oder aus politischen Gründen nicht mehrheitsfähig gewesen ist.

Bei einem "gewöhnlichen" Mitarbeiter im öffentlichen Dienst hätte sein Verhalten wahrscheinlich zu einer verhaltensbedingten Kündigung geführt. Nun kann man einem Bundespräsidenten nicht einfach eine Kündigung schicken - im juristischen Sinne.

Aber was anderes als eine Kündigung ist es denn, wenn die Mehrheit eines Volkes seinem Präsidenten nicht mehr vertraut. Wenn sie seinen Aussagen keinen Glauben mehr schenkt. Wenn sie sich seinen Rücktritt wünscht.

All das ist doch weder inhaltlich noch begrifflich mit dem EHRENSOLD vereinbar.

Wenn ich dann noch lese und höre, dass die Verwaltung die über die Gewährung des Ehrensoldes zu befinden hat mit engen und vertrauten Wegbegleitern und Mitarbeitern von Herrn Wulff (schon aus seiner Zeit in Hannover) besetzt ist, dann steigt Wut in mir hoch.
Noch bevor die Vorwürfe, die zu dem Vertrauensverlust und damit zu seinem Rücktritt geführt haben, von der zuständigen Staatsanwaltschaft geprüft werden konnten, wurde schon in heftiger Eile die Rechtmäßigkeit des EHRENSOLDES bestätigt.

Rente oder Ehrensold? - Ich habe bisher keinem Bundespräsidenten seinen Ehrensold geneidet. Selbst die Höhe - immerhin eine Lex Adenauer - und die zusätzlichen Geldwerten Vorteile haben lediglich ein nachdenkliches Kopfschütteln bei mir bewirkt, sie alle wurden für ihre Verdienste geehrt.

Welche Verdienste hat Herr Wulff sich erworben? Reichen die bisher schon sicheren Altersversorgungen aus seinem Wirken in Niedersachsen nicht aus?

Auch ohne EHRENSOLD hat doch die Familie Wulff - im Gegensatz zu vielen Rentnern - den Sturz in die Altersarmut kaum zu befürchten.

Lieber eine ehrliche Rente als einen EHRENSOLD der so gewährt gute Chancen hat als Un-Wort des Jahres in die Geschichte einzugehen.

Für mich ein weiterer Fall für die Justiz.