Sonntag, 24. Juni 2012

Altersteilzeit III

Die hinter mir liegende 18. Arbeitswoche ist ein tolles Beispiel für den Unterschied zwischen Planung und Realität.

Nein, ich rede hier nicht von den Planungspannen beim Flughafenbau in Berlin, für die ich - wahrscheinlich wie viele andere auch - nur Spott und Häme übrig hatte.

Auch die Handlungsunfähigkeit des Weltsicherheitsrates in Bezug auf Syrien oder der Schlingerkurs der EU im Umgang mit der Finanzkrise sind nicht meine Themen.

Und doch wurde ich in der letzten Woche immer wieder auch an diese erinnert. Da gab es Mehrheitsbeschlüsse, die an dem Veto eines Partners zu scheitern drohten ebenso wie völlig überhöhte Erwartungen an die Kompetenzen und Ressourcen Einzelner und Zeitplanungen für Arbeitsabläufe, die in ihrer Realitätsferne schon an eine absurdes Theaterstück erinnerten.
Das am Ende der Woche doch noch eine Einigung über Inhalte und weiteres Vorgehen stand, ist einfach nur erstaunlich.

Ich sehe die eingangs erwähnten Probleme heute mit anderen Augen - wie übrigens auch meine eigene Zeitplanung für die nächsten Wochen.

Nun sind es jedenfalls nur noch 17 Arbeitswochen....


- Fortsetzung folgt -

Gedanken zum Phänomen ZEIT


"Hallo lieber Mario, allein die Zeit - wenn es denn mal mehr würde. was meinst Du, hat man im Alter mehr Zeit? Meine Vermutung ist: Nein. Vielleicht aber weniger Verpflichtungen und dadurch weniger Last und dadurch das Gefühl mehr Zeit zu haben?! Oder ist es nur der fromme Wunsch zumindest irgendwann im Alter - wenn die Rente beginnt - alles ein wenig besser und beschaulicher zu haben ? Oder liegt es nur daran ( wie jetzt auch) ob man viel oder wenig zur Verfügung hat?? Fragen eines fast Rentners ...LG (...)"


Als ich diese Zeilen erhielt habe ich spontan nachgefragt, ob ich sie als Aufhänger für einen Blog-Eintrag benutzen darf.
Es sind Fragen, die uns so - oder so ähnlich - immer wieder begegnen bei anderen Menschen aber auch bei uns selbst.

DIE ZEIT ist immer gleich, als Maßeinheit unterteilt sie den Tag in 24 Stunden. Diese 24 Stunden werden allgemein unterteilt in drei Bereiche: in Arbeitszeit, Freizeit und Regenerationszeit (Schlaf). Je nach Lebensabschnitt nehmen diese drei Teile unterschiedlichen Raum ein.

Das bedeutet, dass wir immer die gleiche Menge zur Verfügung haben, nämlich 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche usw. Es scheint also eher die Frage nach unseren Ansprüchen zu. Was wollen wir alles in der uns zur Verfügung stehenden Zeit schaffen und - fast noch wichtiger - was können wir in der Zeit schaffen. 

Und hier kommen individuelle Fähigkeiten und das Setzen von Prioritäten hinzu. Nicht jede Tätigkeit kann von jedem Menschen in der gleichen Geschwindigkeit ausgeführt werden. Und wie würde wohl ein Kind Zeit erleben und erklären?
Was sind schon drei Stunden intensives und lustvolles Spiel im Verhältnis zu drei Stunden Wartezeit auf den Weihnachtsmann? Wie quälend langsam vergehen 10 Minuten, beim Warten auf einen verspäteten Zug, und wie schnell vergehen oft Stunden in fröhlicher Runde.

Was ändert sich im Alter? Wird alles besser, wenn der "Bereich" Arbeit entfällt? Hurra, acht Stunden Zeit pro Tag mehr zur Verfügung. Doch halt, hören wir nicht immer wieder von den Rentnern, die gar keine Zeit mehr haben oder zumindest genauso wenig wie früher? 

Was hat es damit auf sich? Sind die heute "zeitlosen" Rentner vielleicht einfach nur Opfer eines Wertewandels? Früher wurde Freizeit = freie (zu gestaltende) Zeit als der Bereich bezeichnet, in dem der Mensch sich "weiter bildet" sich entwickelt und vervollkommnet. Spätestens seit Benjamin Franklin (1709 bis 1790) wissen wir: "Zeit ist Geld".

Also, muss - wer als nützliches Mitglied der Gesellschaft anerkannt werden will - seine Zeit sinnvoll nutzen. Aber was ist "sinnvoll"? Ich mache es mir jetzt mal einfach: Was die wichtigen Menschen in unserer Gesellschaft tun ist sinnvoll. Da wir oft gar nicht wissen und /oder beurteilen können was die eigentlich tun, orientieren wir uns an Äußerlichkeiten. Und da fällt eines sofort ins Auge. Wichtige Menschen haben keine Zeit, sie stehen ständig unter Strom und hetzen von Termin zu Termin, sie sind "voll beschäftigt".

Was liegt also näher im Alter, als sich die gesellschaftliche Anerkennung und die eigene Bedeutung über die "Zeit" zu erhalten. So mancher Rentner, der eben noch ein zufälliges Treffen mit einem noch berufstätigen Kollegen in der Fußgängerzone mit den Worten "ich muss jetzt aber weiter, ich bin in Eile" beendet hat und sich schnelles Schrittes entfernte verfällt - kaum außer Sichtweite - wieder in seinen gemütlichen Schlenderschritt, sorgsam darauf bedacht nicht all zu früh vor der verabredeten Zeit zum Mittagessen zu Hause zu erscheinen.

Ist es eine Täuschung der Umwelt oder eine Selbsttäuschung? Ich glaube, die Zahl der Menschen die sich tatsächlich auch nach Ende der Berufstätigkeit noch viel "Arbeit" aufladen (lassen?) und die Zahl derer, die den Anschein der Geschäftigkeit (Wichtigkeit?) erwecken ist in etwas gleich groß. Insgesamt scheint es mir aber eher ein Problem der Männer zu sein, die auf die eine oder andere Weise gegen den Statusverlust ankämpfen.

ABER: Es verändert sich tatsächlich auch etwas im Alter, langsam schleichend und selten akzeptiert.

Wir werden von Geburt an älter. Die ersten Jahre erleben wir dabei subjektiv wie objektiv als eine Zeit des Zugewinns an Kraft, Schnelligkeit  und Geschicklichkeit. Der relativ bald beginnende Abbau der gerade gewonnenen Fähigkeiten lässt sich über eine Reihe von Jahren über Erfahrung, Techniken und Routine kompensieren. 

Aber es folgt unweigerlich die Phase, in der wir für die Verrichtung gleicher Tätigkeiten und Aktivitäten schlicht mehr Zeit brauchen. Eine Zeit, in der wir nicht mehr mehrere Dinge gleichzeitig bedenken und/oder ausführen können. Eine Zeit, in der unerklärlicherweise die Bedienungseinheiten vieler Geräte immer unhandlicher und die Tabletten immer kleiner werden und partout die Verpackung nicht verlassen wollen, in der sich Knöpfe und Knopflöcher unserer gewohnten Fingerfertigkeit widersetzen und immer mehr Neuerungen auf dem Markt von den Jüngeren geradezu enthusiastisch erwartet und gefeiert werden, die wir als schlicht überflüssig und zu kompliziert erachten.

Unsere Gesellschaft wird immer schneller, am deutlichsten ablesbar an den immer kürzeren Abständen in denen die "neuen Generationen" von Produkten präsentiert werden. Da neue Produkte die alten in der Regel innerhalb kürzester Zeit vom Markt verdrängen, müssen ältere Menschen die naturgemäß etwas langsamer werden häufiger Zeit für das Studium der immer umfangreicheren Handbücher und Bedienungsanleitungen investieren - Zeit die für andere Dinge fehlt.

Mein lieber Freund, der Du durch Deine Mitteilung/Frage den Anstoß gegeben hast meine sicherlich unvollständigen Überlegungen mal zu bündeln und hier zu posten, lass mich Dir heute mit einem Zitat von dem römischen Dichter Quintus Horatius Flaccus (65 v. Chr. bis 8 v. Chr.), besser bekannt als Horaz antworten:

"Spem longam reseces. Dum loquimur, fugerit invida Aetas. Carpe diem quam minimum credula postero."
(Beschneide die ins Weite gehende Hoffnung. Während wir sprechen, flieht die neidische Zeit. Greif nach dem heutigen Tag, da Du dem morgigen schon nicht mehr vertrauen kannst.)


Sonntag, 10. Juni 2012

Altersteilzeit II

Der 30. November 2012 ist mein letzter Arbeitstag, ziehe ich von der verbleibenden Zeit meinen Jahresurlaub ab - egal wann ich ihn nehme - bleiben mir noch 19 Arbeitswochen zur Verfügung.

Nein, ich zähle nicht die Wochen oder gar die Tage im Sinne eines Countdown, ich fürchte den letzten Arbeitstag nicht aber ich freue mich auch nicht besonders darauf.

Trotzdem haben die verbleibenden 19 Arbeitswochen natürlich eine Bedeutung. Sie sind der Zeitraum, in dem ich meine angefangenen Arbeiten zu einem sinnvollen Abschluss bringen muss. In dem Abrechnungen zu erfolgen haben und Berichte geschrieben werden müssen. Es müssen Dinge und Abläufe geregelt  werden für die Zeit meines Urlaubes und darüber hinaus bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger ihre/seine Tätigkeit aufnimmt.

Neunzehn Wochen sind überschaubare und damit planbare Zeitblöcke zur Erledigung der notwendigen Arbeiten für eine geregelte Übergabe - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und dennoch lässt die Einteilung in Wochen die verbleibende Zeit vermeintlich schrumpfen, neunzehn Wochen sind mir einfach näher als der 30. November oder der "ich-weiß-nicht-wievielte-Oktober".


- Fortsetzung folgt -

Dienstag, 5. Juni 2012

Dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz entspricht das eher nicht....

"Hofgeismar (medio). In einer geheimen Abstimmung hat sich die Landessyonode auf ihrer Tagung im nordhessischen Hofgeismar am Freitag Vormittag gegen eine Aufhebung der Altersgrenze für die Wählbarkeit in den Kirchenvorstand entschieden. Der Gesetztesentwurf zur Änderung der Grundordnung der Landeskirche, die bisher die Wählbarkeit von Gemeindegliedern vorsah, die zur Zeit der Wahl das 70. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, wurde am Montag beraten. Bei der heutigen Abstimmung stimmten von den 93 stimmberechtigten Synodalen 57 für die Änderung, 24 lehnten sie ab und 3 enthielten sich. Die erforderliche 2/3-Mehrheit (62 Stimmen), die für die Annahme des Gesetztes notwendig gewesen wäre, konnte so nicht erreicht werden.(27.04.2012)"

Diese Meldung habe ich der Homepage der Evangelischen Kirche Kurhessen Waldeck (EKKW) entnommen.

Ich habe diesen Beschluss tatsächlich nicht wahrgenommen. Als ich von älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darauf hingewiesen wurde hielt ich es für einen Irrtum. In einer Zeit, in der über die Anhebung des Renteneintrittalters auf 70 Jahre ernsthaft diskutiert wird, wirkt dieser Beschluss wie ein schlechter, ein sehr schlechter Witz. Abgesehen davon, das dieser Beschluss geltendem Recht entgegen steht (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz, auch Antidiskriminierungsgesetz genannt), konterkariert er die Bemühungen vieler Ev. Kirchengemeinden gerade die Menschen im sogenannten dritten Lebensalter für eine aktive Mitarbeit in den Gemeinden zu gewinnen.

Wie lautet denn die Botschaft dieses Beschlusses? Ihr seid zwar noch jung genug um Gemeindebriefe auszutragen, die Mitglieder der Besuchsdienste zu stellen und viele andere Tätigkeiten in den Gemeinden zu übernehmen - aber - zu alt um die Geschicke Eurer Gemeinden mit zu lenken und darüber zu entscheiden?

Wer soll das denn den Menschen in den Gemeinden vermitteln? Mir fehlt dafür jedes Verständnis!

Einen solchen Beschluss in geheimer Abstimmung zu fassen, damit hinterher auch noch jede/jeder sagen kann "ich bin es nicht gewesen" setzt dem Ganzen dann die Krone auf und - nimmt nicht nur mir die Möglichkeit mit den Nein-Sagern in einen Diskurs zu treten.

Danken möchte ich ausdrücklich den 57 Synodalen, die für die Aufhebung der Altersgrenze gestimmt haben.




Sonntag, 3. Juni 2012

Altersteilzeit I

"Na, wie lange müssen Sie denn noch?", "Zählst Du schon die Tage?", "Ach, Sie arbeiten noch? Ich dachte.......", "Wann ist denn die Verabschiedung, ist doch nicht mehr lange, oder?", "Hast Du schon Pläne gemacht für die Zeit danach?"

Kaum eine (Arbeits-) Begegnung in deren Verlauf ich nicht mit den oben genannten oder ähnlichen Fragen konfrontiert werde.

Und ich fürchte, es werden nicht weniger Fragen und Anmerkungen in den nächsten 6 Monaten.
Vor ca. 3,5 Jahren habe ich den Altersteilzeitvertrag unterschrieben und mich dann wieder dem "Alltag" gewidmet.

Nun holt er mich also ein und wird Bestandteil meines Alltags.
Das baldige Ende meiner Dienstzeit wirkt sich allmählich auch inhaltlich auf meine Arbeit aus. In turnusmäßigen Gesprächen mit etlichen Kooperationspartnern werden immer häufiger die Fragen nach der Verbindlichkeit der Absprachen über den Zeitpunkt meines Ausscheidens hinaus und nach meiner  Nachfolgerin / meinem Nachfolger gestellt.
Und - da jetzt auch schon der Tag meiner Verabschiedung feststeht, fange ich nun tatsächlich an auf den letzten Arbeitstag zu schauen, auch wenn ich noch immer nicht sagen kann wie viele Tage es bis dahin noch sind.

- Fortsetzung folgt -